Gründungszeit bis zum 2. Weltkrieg (1892-1945)

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Kategorie: Chronik
Veröffentlicht am Dienstag, 18. Oktober 2011 03:04
Geschrieben von Administrator
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In der Generalversammlung am 5. Juni 1892 schlug die Geburtsstunde des Turnverein Ottersheim. In den auf dieser Versammlung von ca. 30 jungen Männern beschlossenen Statuten beschreibt der § 1 ganz im Sinne von Turnvater Jahn den Zweck der Vereinsgründung wie folgt:

"Der in Ottersheim bestehende Turnverein hat den Zweck:
Körperliche und geistige Ausbildung und Kräftigung, Erzeugung und Erhaltung eines freien, frischen Wesens sowie Pflege der Liebe zum Vaterlande zu erzeugen. Dieser Zweck soll durch regelmäßige Turnübungen und Belehrungen, durch Turnfahrten und gesellige Zusammenkünfte erreicht werden."

In den Turnrat der ersten Stunde wurden folgende Männer und Jungmänner gewählt:

Seither Josef, 1.Vorstand
Kreiner Ludwig, 2.Vorstand
Müller Josef, 1.Turnwart                 
Zwißler Eugen, 2.Turnwart
Zwißler Johann, Schriftwart
Gensheimer Adam, Zeugwart
Jochim Ludwig, Beisitzer
Reinhardt Friedrich, Beisitzer

Die Turner des TV Ottersheim mussten sich anfangs ohne Geräte und ohne Übungsraum mit den einfachsten Übungen im Freien begnügen, was wohl auch um die Jahrhundertwende zu einem Abflauen der Vereinstätigkeit führte.

im Jahre 1907 mietete man den Tanzsaal im Gasthaus "Zum Gambrinus" und hielt hier 2xwöchentlich Turnstunden ab, ab dem Jahre 1910 stand der westliche Teil der damaligen Schulscheune als Behelfsturnhalle zur Verfügung. Der Erfolg stellte sich prompt ein. Beim Gauturnfest in Neustadt im Jahre 1907 errangen die Ottersheimer Turner unter Turnwart Josef Nann unter 36 Vereinen den 5. Platz, beim Gauturnfest in Speyer 1911 erhielten sie die Auszeichnung "1. Klasse".

Als im Jahre 1914 der 1. Weltkrieg ausbrach, wurden von den 114 Mitgliedern, die der Turnverein seinerzeit zählte, 103 teils sofort, teils später zum Militär eingezogen. Die Vereinstätigkeit kam zum Ruhen.

Erst im Jahre 1920 wurde der Turnbetrieb wieder aufgenommen. Mit Jean Benz als 1. Vorstand und Paul Dörzapf als Turnwart übernahmen zwei turnbegeisterte dynamische Männer die Führung des Vereins. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich eine lebhafte und erfolgreiche turnerische Tätigkeit. Die Schulscheune wurde ausgebessert, neue Sportgeräte wurden angeschafft.

In den zwanziger Jahren beteiligte sich der Turnverein Ottersheim jährlich an zahlreichen auswärtigen Turnwettkämpfen und konnte dabei beachtliche Resultate erzielen. So gelang z.B. der Jugendriege im Jahre 1922 beim 1. Gaujugendturnfest des Speyergaues in Bellheim unter 74 Mannschaften der 5. Platz, beim 2. pfälzischen Kreisturnfest 1925 in Ludwigshafen erzielte unsere Turnerriege den 2. Preis.

Alljährlich wurde auch ein Vereinswetturnen (Abturnen) durchgeführt, jeweils verbunden mit einem anschließenden Waldfest. Aus einem Pressebericht vom 24. 8. 1925 geht hervor, daß 1925 mit 38 Teilnehmern die bislang größte Teilnehmerzahl zu verzeichnen war. Die dargebotenen Leistungen erhielten eine ausgezeichnete Kritik.
 

Turnergruppe beim Gaufest in Landau 1924 mit der alten Vereinsfahne, die im Jahre 1904 geweiht wurde und 1945 abhanden gekommen ist:


Walk Leo, Kreiner Alois, Walk August, Benz Ferd., Hindert Richard, Hermann Karl, Benz Jean, Morio Otto, Steegmüller Hugo, Walk Richard, Dörzapf Paul, Gaab Richard, Messemer Emil, Walk Wilhelm, Steegmüller Fritz

Am 3. 4. 1927 ehrte der Turnverein unter großer Teilnahme der Bevölkerung seine im 1. Weltkrieg gefallenen und vermißten Turnbrüder mit einer würdigen Gedenkfeier und der Enthüllung und Einweihung einer Ehrentafel, die dann am 1. 11. 1927 auf dem Friedhof aufgestellt wurde.
Ebenfalls im Jahre 1927 schlug die Geburtsstunde des Handballspiels in Ottersheim. Das erste Handballspiel fand am 4.12.1927 mit einer Jugend Mannschaft des TV Knittelsheim statt. In einer Zeitungsnotiz darüber heißt es: "Die Einheimischen waren den Gästen, welche nur mit 8 Mann angetreten waren, an Körperkraft überlegen, während Knittelsheim mehr Spielerfahrung bewies." Das Ergebnis ist nicht überliefert. In der folgenden Feldrunde 1928/29 nahm unsere Mannschaft erstmals an der Verbandsrunde (C Klasse) teil und schaffte schon bald den Aufstieg in die B Klasse. Der im Jahre 1921 angelegte Waldsportplatz wurde 1932/33 erweitert. Dies geschah als Maßnahme des damaligen Freiwilligen Arbeitsdienstes mit finanzieller Unterstützung des Arbeitsamtes.
 

Die 1. Handballmannschaft vor dem 2. Weltkrieg (dreißiger Jahre):
oben: Kröper Klemens, Wünschel Karl, Faath Robert, Kuhn Walter, Föhlinger Karl
mitte: Stibitz, Kreiner Alois, Faath August
unten: Winkelblech Robert, Föhlinger Emil, Bischof Erwin

Während das Handballspiel von Jahr zu Jahr mehr Anhänger fand, ging der Turnbetrieb zu Beginn der dreißiger Jahre ständig zurück. Der Grund für die rückläufige Tendenz im Turnbetrieb ist wohl darin zu sehen, daß sich die Bemühungen zum Bau einer eigenen Turnhalle nicht realisieren ließen und im Jahre 1931 die Schulscheune (Behelfsturnhalle) abgerissen worden war, so daß kein Übungsraum mehr zur Verfügung stand. Möglicherweise wäre es in den Folgejahren doch noch zum Bau einer Turnhalle gekommen, denn es war bereits ein, wenn auch noch bescheidener, Turnhallenfond geschaffen worden und im Jahre 1932 wurden für einen Turnhallenplan 100, DM ausgegeben. Die politische Entwicklung ließ das aber nicht mehr zu. Es sollte noch bis zum Jahre 1965 dauern, ehe der Traum einer Turnhalle in Ottersheim im Zuge des Schulhausneubaues in Erfüllung ging.

Außerhalb des sportlichen Bereiches trat der Turnverein vor dem Kriege mit Theateraufführungen, Unterhaltungsabenden, insbesondere in der Weihnachtszeit und an Fastnacht sowie gelegentlich mit Bällen in der Öffentlichkeit in Erscheinung.

Im Jahre 1929 wurde auf Initiative von Peter Hindert erstmals ein Sommertagsumzug durchgeführt, an dem etwa 200 Kinder teilnahmen.

Die Machtübernahme Hitlers im Jahre 1933 und die von oben herab verordneten und empfohlenen "Vereinsideale" führten zu einem drastischen Mitgliederschwund. Am 01.01.1935 zählte der Turnverein nur noch 54 Mitglieder.

Während des 2. Weltkrieges von 1939 bis 1945 ruhte nahezu jegliche Vereinstätigkeit.